Joseph Schneider (1777–1854), Heimatforscher, Arzt und früher Epileptologe

„I. Die Epilepsie. Die Fallsucht – fallende Sucht, die schwere Krankheit, schwere Noth, das schwere Gebrechen, das böse, arme Wesen oder Zeug, die böse Staupe, der Jammer, das Unglück, Elend, der böse Fehl, der Feigel, Epilepsia … ist eine heftige Neurose, welche aus einer Reihe von Paroxismen besteht, die durch Intervallen von Krankheitssymptomen und freie Zeiträume von einander getrennt werden, sie ist eine Krankheit, deren Zufälle in allgemeinen Zukcungen bestehen, welche mit Mangel des Bewusstseins, der Empfindungen und von Sopor begleitet sind.“ (S. 10)

„Diejenige Gattung der Epilepsie, wo nur ein einziger Anfall entsteht, und die, wenn dieser vorüber ist, nicht wieder zurückkehrt, nennt man die hitzige Fallsucht … .“ (S. 32)

„Therapie.

Die Behandlung der Epilepsie theilt sich in

I. Behandlung des Anfalles, un in die

II. Behandlung ausser demselben.

I. Die vorzüglichste Mittel zur Heilung der Epilepsie sind:

1) Die Baldrianwurzel, Radix Valerianae silvestris …

2) Die Pommeranzenblätter. …

3) Dippels thierisches Oel …

4) Das Stechapfel-Extract …

5) Der Höllenstein …

6) Der Zink, di Zinkblumen …

7) Zincum sulphurcum …

8) Gummi asae foetidaue, stinkender Asat …

9) Herbae et Radix Atropae Belladonnae …

10) Das Extractum Hyoscymi nigri …

11) Das Opiim, der Mohnsaft …

12) Indigo, Indigofera tinctoria …

13) Artemisia vulgaris, Beifuss, Wermuth …

14) Die Wurzel der Pfingst- oder Gichtrose, Radix Paeoniae …

15) Viscum album, Mistel …

16) Achillea ptarmica, Deutscher, wilder Bertram, grosse Schafgarbe …

17) Senecio vulgaris, Kreuzkraut, Kreuzwurz …

18) Omparicum, Agresta, der Saft unreifer Weintrauben …

19) Dictamnus albus, weisser Diptam, Spechtwurzel …

20) Piper nigrum, gemeiner schwarzer Pfeffer …

21) Der Fliegenschwamm …

22) Pellandrium aquaticum, Wasserfenchel …

23) Veratrum album, Helleborus albus, die weisse Nisewurz …

24) Strychnos nux Vomica, die Krähenaugen, Brechnuss …

25) Ignatia amara, Faba Sti Ignatii, die Ignatiusbohne …

26) Cortex peruvianus, die Chinarinde …

27) Oleum jecoris asselli, Kabliauöl …

28) Crusta genu equina, Verucae ex pedibus equorum, Rosskniekruste …

29) Moschus moschiferus, der Bisam …

30) Camphora, Kampfer …

31) Phosphorus, der Phosphor …

32) Emetica, Brechmittel …

33) Ammonium, Salmiak …

34) Kali Carbonicum, Sal. Tartari. Kohlensaures Kali …

35) Ferrum carbonicum. Kohlemsaures Eisen …

36) Stannum murjaticum oxydatum; Murias Stanni, Salzsauers Zinn …

37) Englische antipsorische Heilmethode …

38) Antacia, Klaien und kalische Erden …

39) Antimonialia …

40) Arsenicum, Arsenik in Verbindung mit Alcali …

41) Wiesenkresse, Cardamine pratensis …

II. Beühmteste Geheimmittel, welche gegen die Epilepsie bekannt siind.

42) Remedium antiepilepticum Ragoloi, Ragollos antiepileptsiche Pulver …

43) Pulvis antiepilepticus Doct. Waitz …, Pulvis epilepticus ruber …

44) Dictamnus albus, weisser Diptam …

45) Selinum palustre, Elsenich oder Sumpfsilge …

46) Campanula graminifolia …,

47) Iusculum antepilepticum …

48) Pilulae antiepilepticae von Dupuitren …

49) Aqua Melissa cum Castor, Valerianae, Oxymel …

50) Pulvis contra epilepsiam nervosum, Günthers Pulver gegen die Fallsucht …

51) Dr. Rosenthals Pulver …

52) Prof. Dr. Schönleins Pulver …

53) Pulvis epilep. Marchionis, das alte famöse Markgrafenpulver …

54) Trillers Dispensatiorum universale …

III. Aeussere Mittel

55) Die Electrizität …

56) Der Galvanismus …

57) Der Magnet …

58) Thierischer Magnetismus …

59) Fontanelle …

60) Haarseile …

61) Aetzmittel …

62) Blasenpflaster …

63) Brechweinsteinsalbe von Autenrieth …

64) Brennen der Hirnschale …

65) Trepanation …

66) Ligaturen und Unterbindungen der Theile, wo die Aura epileptica ihren Sitz hat …

67) Compression der Carotiden …

68) Lauwarme Bäder …

69) Kalte Bäder …

70) Kalte Waschungen …

71) Mineralbäder …

72) Seebäder …

73) Sauerstoffgas …

74) Musik …

75) Saft der weissen Zwiebel …

76) Coulepsieterie (Aufhalten im Stall unter dem Atem von Kühen) …

77) Halten von Satngenschwefel in der Hand …

78) Einen Hund mit ins Bett nehmen …

IV. Eckelhafte, hässliche Mittel

79) Trinken des Blutes von Enthaupteten …, Essen eines Stückes von der Leber eines getöteten Fechters …, Essen von Organteilen inkl. Gehirn und Hosen von verschiedenen Tieren

80) Amulette der Alten …

81) Sympathetische Mittel

V. Diatetische Behandlungl

…“ (S. 72–182)

„Auch den Magnet hat man einigemal mit Vortheil gegen diese Krankheit angewendet und empfohlen. Besonders haben Andry und Thuret (Beobachtungen und Untersuchungen über den Gebrauch des Magnets in der Arzneikunst. A. dem Franz. Leipzig 1785) die meisten Versuche mit diesem Mittel angestellt, und bestätigen seinen Nutzen in der Epilepsie (a. a. O. S. 192).“ (S. 159–160)

„Die Musik, dieses die Seele erheiternde Mittel, hat man einigemal mit Erfolg in der Fallsucht angewendet. Apollonius (Hist. Mirab.) und Quarin (Animadversiones p. 28) heilten Anfälle der fallenden Sucht durch Musik. Brückmann (Horns Archiv für medizinische Erfahrung. Jahrgang 1811, Jan. u. Febr. S. 8) besserte ein Fräulein von 13 Jahren, welche von mancherlei krampfhaften und convulsivischen, der Epilepsie sich nähernden Zuckungen befallen wurde, durch Musik.“ (S. 178)

„Borellus, Ettmüller, Quercetanus, Kovacs empfehlen Hunds‑, Menschen‑, Löwen‑, Ziegen- und Pfauenkoth zur Heilung der Epilepsie … Glaube man übrigens ja nicht, dass diese erbärmlichen, eckelhaften Mittel, welche die Zeit des Alterthums geboren und der Aberglaube fortgepflanzt hat, namentlich jene aus der Dreckapotheke, in der Epilepsie viel geleistet hätten, meistens waren sie unwirksam, was die Schriftsteller, die sie anführen, mitunter selbst gestehen, und was gewiss auch keiner weiteren Bestätigung benöthigt.“ (S. 181)

Comments (0)

No login
gif